Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2017

Maxine Hoffmann

Maxine Hoffmann, 13 Jahre
Gruppe Kurzgeschichte 10 bis 21 Jahre


KATHARINA UND RASHAD


KAPITEL:

1. Der Abschied

2. Die (schlechte) Neuigkeit

3. Einen Monat später

4. Welcome, Rashad

5. Katharinas Plan

6. Guten Morgen?

7. Doch ein Happy End?



Der Abschied

Ding dong. Es klingelte an der Haustür. Noch einmal umarmte ich meine Schwester, bevor meine Mutter die Tür aufmachte und die Möbelpacker ins Haus ließ. Am Vortag hatte meine Schwester Sara all die Umzugskartons mit ihren Sachen bepackt. Vor einem Monat sagte mir Sara einfach spontan, dass sie in eine WG zieht. Am Anfang hatte ich geglaubt, sie macht einen Scherz, aber dann rief sie jubelnd: ,,Ich habe eine Zusage für die WG in Berlin bekommen!" Meine Mum und mein Dad freuten sich riesig für sie. Aber mir fiel der Gedanke nicht so leicht, meine Schwester in Berlin?! Dann würde ich sie ja nur noch total selten sehen.

Ich sagte nur: ,,Und ich dachte, wir wären immer füreinander da" Aber Sara antwortete nur lachend: ,,Du wusstest doch, dass ich früher oder später ausziehen würde."

Aber jetzt erst mal von Anfang an!

Also, ich heiße Katharina König und bin ein durchschnittliches 13-jähriges Mädchen. Ich wohne in Deutschland, genauer gesagt in Kaiserslautern (auch K-Town genannt), und besuche die achte Klasse der M.L.K. High School (Martin Luther King High School), gehöre einer Clique an und schreibe nur durchschnittliche Noten in der Schule. Aber was kann ich dafür, wenn ich mich nicht für Mathe und andere Schulfächer interessiere. Meine Eltern sagen zwar immer, Schule habe oberste Priorität, aber davon halte ich nicht sonderlich viel. Ich habe eine Schwester, Sara, die seit kurzem 19 Jahre alt ist. Weil sie in Berlin studiert, zieht sie aus (wisst ihr ja schon).

Meine Familie lebt in einem mittelgroßen Haus. Und ich habe sogar eine Katze Minnie. Sie hat weißes Fell mit braunen Flecken und ist so unglaublich süß!!! Mein Leben war also im Großen und Ganzen perfekt, bis.



Die (schlechte) Neuigkeit

,,Katharina!", hallte es schallend durchs Haus. Genervt ging ich die Treppen hinunter, "Ja, was ist?", fragte ich gelangweilt. "Du weißt ja, dass Sara in einem Monat ausziehen wird. Und wir haben uns gedacht, du hast ja auch schon von der Flüchtlingskrise gehört und den vielen Kindern, die allein nach Deutschland kommen", fing meine Mutter an. "Ja, klar, jetzt redet doch mal Klartext", antwortete ich. "Und wir haben uns gedacht, wir könnten ein gleichaltriges Flüchtlingsmädchen adoptieren. Wir haben den Platz und auch die Zeit und wie du weißt, bin ich Deutschlehrerin. Und ?"

"WAS?", platzte es aus mir heraus. Mum fing von neuem an zu reden: "Und wir haben uns gedacht, dass es dir guttut, weniger Zeit mit den UMCK-Girls zu verbringen (Clique von Katharina), die haben keinen guten Einfluss auf dich. Es tut dir sicher gut, eine richtige Freundin zu haben wie Rashad!" "Wie bitte! Erst entscheidet ihr hinter meinem Rücken, dass ihr einen Flüchtling aufnehmt, dann beleidigt ihr meine Freundinnen, dann wisst ihr sogar schon, wen ihr aufnehmt, und sagt mir kein einziges Wort davon!" Ich eilte möglichst schnell die Treppe hoch, aber verstand noch Satzfetzen wie "Sei doch kein Sturkopf", "Ihr werdet bestimmt gute Freunde".

Am nächsten Morgen lag ich missmutig auf meinem Bett und streichelte meine Katze. Minnie, sie ist die Einzige, die ich im Moment sehen möchte. Meine Eltern hatten mir am Abend zuvor noch gepredigt, dass ich nett zu Rashad sein solle und Rashad aus einem umkämpften Gebiet aus Syrien komme, wo ihr Vater und ihr Bruder gestorben seien. Immer noch kämpften ihre Mutter und ihre große Schwester dort täglich um ihr Leben.
Sie tat mir ja schon ein bisschen leid. Nein, das gestehe ich mir nicht ein, ich werde ihr keine Gelegenheit geben, sich in mein Leben einzumischen!



Einen Monat später

Und da wären wir wieder am Anfang. Als Sara das Haus verlassen hatte, kam Mum auf mich zu. Sie murmelte nervös: "So, wir fahren jetzt und holen Rashad ab. Und du benimmst dich, Katharina! Ich kann ja verstehen, dass du nervös bist, aber  "STOPP! Vor einem Monat erfahre ich, dass Rashad kommt, und jetzt soll ich gute Miene zum bösen Spiel machen?", fiel ich meiner Mutter ins Wort. Mum war vollkommen verzweifelt, aber auf einmal erhellte sich ihr Gesicht: "Nun, wenn du dich mit Rashad prima verstehst, was ich sowieso glaube, bekommt ihr zusammen eine neue Wii U mit allen Spielen und allem Zubehör, das ihr euch wünscht. Aber nur, wenn ihr euch WIRKLICH gut versteht", betonte Mum.

Ich änderte meine Meinung daraufhin schlagartig. Ich hatte mir schon ewig eine Wii gewünscht. Meinetwegen konnte jetzt diese blöde Rashad kommen, Hauptsache, ich hatte dann diese Wii. Darum hatte ich so lange gebettelt und, mal ehrlich, nett sein kann ja jeder, gegen einen "klitzekleinen" Gefallen.

Also stieg ich schnell bei meinen Eltern ins Auto, es konnte losgehen! Daheim hatte Mum darauf bestanden, alles zu putzen und aufzuräumen. Im Wohnzimmer hängen nun zwei Girlanden, mit "Welcome, Rashad". Die wenn ihr mich fragt ziemlich übertrieben wirken. Später im Auto telefonierte ich mit Celine (Anführerin der UMCK-Girls).

Katharina: "Hi, Celine!"

Celine: "Hi, Kati! Wie geht es?"

Katharina: "Ähm ?"

Celine: "Mir geht`s auch total gut. Aber hast du schon gehört? Ein Mädchen aus Syrien kommt in unsere Klasse. Ein "Flüchtling" (sie rümpfte ihre Nase, was Katharina aber natürlich nicht sehen konnte). Hast du einen Plan, wie wir dieses Mädchen aus unserer Klasse rausekeln können?"

Katharina: "Ähm, ehrlich gesagt, nein."

Celine: "Jetzt hör doch mal auf, ähm zu sagen! Das ist sowas von out. Und ja, ich habe mal wieder einen brillanten Plan. Um 17 Uhr Sonder-UMCK-Sitzung. Du kommst oder du fliegst raus!" Tüt, tüt, tüt  einfach aufgelegt!



Welcome, Rashad

Zehn Minuten später standen wir vor der Ludwig-Goethe-Schule, in deren Turnhalle seit kurzem Flüchtlinge untergebracht werden. Ein Wortschwall aus allen möglichen Sprachen schlug uns entgegen. Plötzlich tippte mich jemand von hinten an. Ganz langsam drehte ich mich um, mein Herz klopfte wie verrückt.

"Hallo", begrüßte mich ein strahlendes Mädchen mit leichtem Akzent.

Nun streckte sie mir ihre Hand hin: "Ich heiße Rashad!" Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass es ihr sichtlich schwerfiel, deutsch zu reden. Ich atmete tief durch, um sie nicht anzuschreien, sie solle mich gefälligst nicht erschrecken. Schließlich ging es um eine Wii U, die coolste Spielkonsole der Welt, ich konnte mir keinen Fehler erlauben! "Hallo, ich heiße Katharina. Willkommen bei uns." Ich zwang mich zu einem Lächeln, obwohl die Lage ziemlich schlecht aussah. Und schon übernahmen meine Eltern das Wort: "Oh, Rashad, schön, dich mal wieder zu sehen. Bist du bereit, bei uns einzuziehen?" Rashad nickte und sprach etwas auf Syrisch in ihr Handy, höchstwahrscheinlich war darauf eine Übersetzungs-App installiert, denn aus dem Handy ertönte ein lautes: "Ja, vielen Dank."

Schnell stiegen wir ins Auto und verluden Rashads Gepäck, es bestand nur aus einem mittelgroßen Rucksack! Als Rashad meinen Blick zu ihrem Rucksack bemerkte, sprach sie wieder etwas in ihr Handy. Kurz darauf übersetzte das Handy: "Es war schlimm bei der Flucht. Als ich erfuhr, dass mein Vater und mein Bruder gestorben sind, hatte ich nur fünf Minuten Zeit, um die wichtigsten Sachen zusammenzupacken. Nur so viel, wie in den Rucksack passte, konnte ich mitnehmen. Unser Haus dort war groß und schön, mit einem wunderschönen Garten, jede freie Minute verbrachte ich dort draußen, bis der Krieg begann. Ich floh, verfolgt von Bomben, ich nahm das gesamte Geld meiner Familie und ließ sie allein zurück. Das war das letzte Mal, wo ich meine Familie sah."

Eine einzige Träne kullerte über Rashads Gesicht, schnell drehte sie sich weg. Mir wurde klar, dass ich nicht weiter nachfragen sollte. Also blieb ich ruhig sitzen und grübelte über Rashads Worte. Ein Teil von mir wollte sie trösten, ein anderer wollte sie auf der Stelle loswerden, schnell schüttelte ich die guten Gedanken über Rashad ab und versuchte darüber nicht weiter nachzudenken. Daheim freute sich Rashad riesig über die Willkommens-Girlanden. Später spielten wir noch ein paar Brettspiele und dann war es schon 16:30 Uhr. Mist!



Katharinas Plan

Ich hatte einen Plan, einen brillanten Plan (wie Celine sagen würde). Fünf Minuten später stand ich vor der Tür, ich hatte meinen Eltern vorgeschlagen, sie sollten doch schnell, bevor das Möbelhaus zumacht, ein paar neue Möbel für Rashad kaufen. Ich würde währenddessen Zutaten für Lasagne kaufen (mein Lieblingsessen) und der Supermarkt befand sich um die Ecke, wo Celine wohnt. Also perfekt! Schnell sprintete ich die Straße hinunter, um den Bus rechtzeitig zu bekommen.

Eine Viertelstunde später stand ich vor Celines Villa, in der sie mit ihren Eltern wohnte. Celine war nämlich die Anführerin der UMCK-Clique, und was sie sagte, zählte! Eifersüchtig auf Celine war ich schon, seit ich klein war. Sie hatte ein riesiges Zimmer, einen eigenen Pool, ein eigenes riesiges Grundstück und eigenes Personal! Schnellen Schrittes ging ich zielstrebig auf das Glashaus zu. Hier fanden die Clubtreffen statt, wenn sie nicht in Celines Baumhaus (falls man dieses riesige Haus überhaupt noch Baumhaus nennen kann) stattfanden. Auf einem länglichen grauen Tisch standen alle möglichen Leckereien (Kuchen, Muffins, Schokolade, Waffeln). Ach, wie gerne ich mit Celine getauscht hätte !

"Katharina!", Celines laute Stimme holte mich aus meinen Tagträumen zurück. "Du bist nicht zum Träumen da", lachte mich Celine aus. Die anderen UMCK-Mitglieder fielen in ein einstimmiges Gelächter ein. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken, so schämte ich mich! Doch Celine unterbrach das Gelächter: "Hiermit erkläre ich die Sitzung offiziell für eröffnet. Nehmt euch ruhig eine der Leckereien. Ihr seid ja sicher gespannt, was für einen brillanten Plan ich habe?!"

Ein lautes "Ja" breitete sich im Raum aus. Zehn Minuten später kannte ich den Plan, aber er gefiel mir ganz und gar nicht, besonders, dass ich darin die Hauptrolle spielte!

Das Treffen dauerte noch eine halbe Stunde, dann ging ich ganz benommen einkaufen, nahm den Bus zurück, begann zu kochen und grübelte eifrig über morgen. Die Zeit verging wie im Fluge, schon standen meine Eltern mit Rashad vor der Tür und luden die eingekauften Möbel aus. Sie hatten ganz schön viel gekauft. Zwei ganze Umzugskisten voll, ich spürte einen Stich in meinem Herzen. "Wieso bekam Rashad die ganzen coolen Sachen und nicht ich? Wieso habe ich die ganzen alten Sachen meiner Schwester bekommen und nichts Neues?", sprach eine innere Stimme in mir.


Während meine Eltern mit Rashad die neuen Sachen in ihrem Zimmer ausluden, deckte ich den Tisch. Ich fühlte mich mies, wenn ich an Celines Plan dachte. Ist es mir wirklich erlaubt, so weit zu gehen? Ich hatte Angst, wenn ich an morgen dachte, den Tag, an dem Celines Plan wahr werden würde. Wenn alles gutgeht, sitzt Rashad morgen nicht mehr an diesem Tisch.

Mit vielen Nebengesprächen aßen wir später zu Abend. Danach schauten wir gemeinsam einen Film, der von einer Patchwork-Familie handelte, bei der alles perfekt lief. Nachdem die Hauptfigur vor einem großen Fehler bewahrt wird, verstehen sich alle perfekt und allen geht es mit der Situation gut. Also ein Happy End, aber ich bezweifelte am Ende stark, ob es in der Realität ein Happy End gegeben hätte. Wenn ich der Geschichte ein Ende verpasst hätte, läge die Hauptperson wahrscheinlich unheilbar im Krankenhaus im Koma und die Patchwork-Familie würde zerfallen!

Wenn ich mein Leben als Film darstellen würde, sähe man wahrscheinlich immer zwei Personen, eine "gute" und eine "schlechte", die sich zanken. Und am Ende würde die "gute" siegen. Rashad wäre meine neue beste Freundin und alle wären glücklich. Aber so eine Happy-End-Vorstellung finde ich absurd, so was gibt es doch nur in Filmen!

Meine Eltern blieben noch sitzen und redeten mit Rashad auf Englisch. Ich stand auf und ging in mein Zimmer. Plötzlich fiel mir etwas auf: Wo war mein Handy? Ewig lang suchte ich das Haus ab, aber Fehlanzeige! Mein Handy war eindeutig nicht da. Auf einmal fiel mir ein, dass Rashad fünf Minuten weg war, bevor wir den Film begonnen hatten. Bestimmt hatte sie mein Handy geklaut!

Rashad war immer noch im Wohnzimmer mit meinen Eltern, also nutzte ich die einmalige Chance und schlich in Rashads Zimmer. Auf jedes Geräusch achtend suchte ich die Umzugskartons ab, aber in keinem einzigen befand sich mein Handy. Es wäre ja auch zu dumm gewesen, mein Handy einfach nur in einen Umzugskarton zu legen. Bestimmt trug sie es mit sich herum, auf jeden Fall war es immer noch in diesem Haus!

Meinen Eltern Bescheid zu sagen hatte keinen Sinn, die legten für Rashad die Hand ins Feuer. Ich muss selber handeln! Morgen in der Schule, wenn sie ein Klümpchen Elend ist, werde ich dafür sorgen, dass ich mein Handy zurückbekomme, so wahr ich Katharina heiße!



Guten Morgen?
Ring! Ring! Ring!

Schon aufstehen? Ich versuchte trotz des Lärmes weiterzuschlafen, aber das war ein Ding der Unmöglichkeit! Schon kam jemand in mein Zimmer, um dafür zu sorgen, dass ich endlich aufstehe. Gähnend sagte ich aus Gewohnheit: "Sara, lass mich bitte weiterschlafen, es ist noch voll früh." Und wartete auf ihre mahnende Morgenpredigt.

Bis mir klar wurde, dass Sara in Berlin war und in meinem Zimmer wahrscheinlich Rashad stand. Ohne Gnade schaltete sie das Licht an und machte mir mit Zeichen unmissverständlich klar, dass ich spät dran war. Müde musterte ich Rashad, sie war schon fix und fertig für die Schule, aber, na ja, ihr Outfit war nicht gerade schön, sie trug gar keine Markenklamotten, obwohl meine Eltern vor einer Woche mit Rashad shoppen waren!

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Eltern ihr Markenklamotten gekauft hatten!

Nachdem Rashad dafür gesorgt hatte, dass ich aufstand, begann meine Morgenroutine, ich rannte durchs ganze Haus auf der Suche nach irgendetwas, schaufelte mir eine Schale Cornflakes in den Mund, zog meine Sneakers an und schnappte mir schnell eine Jacke. Währenddessen saß Rashad gemütlich auf der Couch und las ein Buch. Ab und zu schaute sie kurz hoch, um mich mit dem Handy-Übersetzer daran zu erinnern, wie viel Zeit ich noch habe und dass ich mich beeilen soll. Wie die sich benahm! Als wäre sie meine Schwester Sara oder sonst die Chefin vom Haus!

Fünf Minuten später standen wir beide vor der Haustür und rannten zur Bushaltestelle um die Ecke. Atemlos warteten wir, aber nicht sehr lange, schon bog der Bus um die Ecke. Rashad setzte sich auf den ersten freien Platz im Bus und ich setzte mich auf die hinterste Bank möglichst weit weg von ihr. Niemand sollte auf die Idee kommen, dass ich Rashad kenne. Später in der ersten Pause stand ich wie üblich mit den UMCK-Girls rum und Rashad einsam in einer Ecke. Ich spürte ein schlechtes Gewissen tief in mir, aber vor allem Angst vor dem, was ich gleich tun sollte. Celine warf mir einen langen Blick zu, die Aktion ging los.

Ohne darüber nachzudenken, ging ich schnellen Schrittes auf Rashad zu und bot ihr an, mit zu den anderen zu kommen. Über ihr Gesicht wanderte ein Lächeln. Doch jetzt kam das Fiese, ich schnappte mir ihr Handy und sprach hämisch hinein: "Ha, drauf reingefallen! Du dachtest doch nicht ernsthaft, dass WIR etwas mit jemandem wie DIR zu tun haben wollen. Keiner will jemanden wie dich. Hörst du? Niemand! Also geh am besten wieder dorthin zurück, wo du her bist. Und übrigens: Kleine fiese Diebe werden in meinem Haus nicht geduldet, also gib mir, bevor du verschwindest, mein Handy zurück!" Ihr Handy übersetzte, sie wurde blass und das Lächeln verschwand. Man sah ihr an, wie ich ihr wehgetan hatte.

Ich lief zurück, dort wartete Celine auf mich und streckte mir mein Handy entgegen: ,,Jetzt hast du dir dein Smartphone redlich verdient. Und übrigens; Wir alle wissen, dass Rashad bei dir wohnt. Lüge mich in Zukunft nicht mehr an."

Wut kochte in mir hoch, meine eigene Clique hatte mir mein Handy geklaut und nicht Rashad! Ich wollte mir das Lob der anderen nicht mehr anhören. Ihr Lob bedeutete mir nichts, rein gar nichts mehr und ich schämte mich für mich und für die anderen, die es für richtig hielten, andere wie Rashad so zu behandeln. Was hatte mir Rashad jemals getan? Mein schlechtes Gewissen wurde beim Anblick von ihr riesig. Wieso bloß habe ich ihr nie eine Chance gegeben? Und wieso hatte ich diese Worte, über meine Lippen gebracht? Als ich mich wieder umdrehte, war von Rashad nichts mehr zu sehen.

Dann tat ich das Einzige, was sich richtig anfühlte, ich wand den anderen den Rücken zu und ging. Celine drohte mir, wenn ich jetzt gehen würde, gehörte ich nicht mehr dazu. "Wenn deine Clique dazu da ist, über andere zu lästern, sie vorzuverurteilen, ihnen keine einzige Chance zu geben und sich dir treu zu untergeben, nur weil du reich bist, gehöre ich nicht mehr dazu! Außerdem klauen Freundinnen sich nicht gegenseitig das Handy!" Gefolgt von zwanzig Blicken verließ ich das Schulgelände und suchte nach Rashad.

Ich wusste genau, wo ich suchen musste: an der Bushaltestelle, dem einzigen Ort, den Rashad kannte, um von hier wegzukommen. Wie vermutet war sie dort und wieder tat ich das Richtige: Ich erklärte ihr alles.



Doch ein Happy End?

Einige Wochen später !

"Gewonnen!", jubelte ich. Rashad und ich spielten in letzter Zeit öfter zusammen mit unserer neuen Wii U und zwischen uns war wieder alles normal, nein perfekt!

Wie meine Mutter prophezeit hatte, waren wir wirklich wie beste Freundinnen. Rashad war wirklich fleißig gewesen, jede freie Minute übte sie Deutsch und mittlerweile war es für alle Beteiligten einfach, miteinander zu kommunizieren.

Die UMCK-Clique hatte sich aufgelöst und die Mitglieder hatten sich alle, außer Celine, bei Rashad entschuldigt. Celines Eltern haben darauf bestanden, dass sie sich bei Rashad entschuldigt, solange sie dies nicht tut, muss sie mit weniger Geld auskommen. Aber es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sie so weit ist, sich bei dem "Flüchtlingsmädchen" zu entschuldigen.

Ich habe einen Blog verfasst, in dem ich die Geschichte zwischen mir und Rashad gepostet habe, um möglichst viele davon abzuhalten, so fremdenfeindlich wie ich und die UMCK-Girls zu handeln. Rashad und ich haben unsere eigenen Freundinnen gefunden, ganz ohne Clique und, ja, dies ist ein Happy End (an das ich jetzt endlich glaube).