Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2023

Luisa Glück

Von Hightech in die Wirklichkeit

Hey, mein Name ist Amaia und wir haben das Jahr 3023. Diese Geschichte handelt von einem riesigen Abenteuer, welches die Welt veränderte. Manche stellten sich das Spielen in der Zukunft mit Hightech-Geräten und Hologrammen vor. So war es auch … vorher.
Eines Tages spielten meine Freundinnen, Bella und Frieda mit mir ein Abenteuer-Game. Wir waren in einem Dschungel und mussten Hindernisse überwinden, um an einen Schatz zu kommen. Der Anfang war friedlich und schön mit hübschen Pflanzen und Schmetterlingen um uns herum. Wir sind zum Spaß um die Wette gerannt und Bella wäre fast in den Abgrund gefallen, der sich am Ende des friedlichen Teils auftat. Anscheinend war das das erste Hindernis. Wir überlegten angestrengt, wie wir den Abgrund überqueren sollten, während ich etwas abseits stand. Plötzlich schwang eine Liane haarscharf an mir vorbei und dank meinem Reflex hielt ich sie fest. Da wurde mir klar, dass wir mit den Lianen über den Abgrund schwingen sollten. Dies rief ich meinen Freundinnen zu. Gesagt, getan, und mit einem Satz waren wir alle auf der anderen Seite.

Wir liefen weiter, bis wir an einem Fluss ankamen. Bella meinte: „Der Fluss ist nicht so tief, da können wir doch durchlaufen.“ Aber da entdeckten wir Piranhas! Doch Frieda hatte sie nicht bemerkt und wollte gerade einen Fuß ins Wasser setzen, aber Bella hielt sie noch rechtzeitig am Arm fest. Frieda fragte verdutzt: „Was ist denn los?“ Bella deutete auf einen der Piranhas im Wasser und zog den Finger sogleich zurück, da dieser danach schnappen wollte. Bella und ich überlegten, wie wir nun dieses Hindernis überqueren sollten. Frieda hatte aber schon eine Idee und wollte sie uns mitteilen, aber wir hörten sie, in unsere Gedanken versunken, nicht. Wie konnten wir auch nicht bemerken, als sie an irgendetwas werkelte? Schließlich schleppe sie ein großes Floß, auf dem wir alle drei Platz hatten ans Ufer. Zunächst bemerkten wir auch dies nicht. Aber als sie selbst auf dem Floß Platz nahm, schauten wir zwei verblüfft zu ihr und lobten sie: „Wow, Frieda, das hast du toll gemacht! Wann hast du das denn gebaut?“ Frieda antwortete: „Ach, nur in der Zeit, in der ihr überlegt habt.“ Dann stiegen wir beide auch auf das Floß und segelten kurzerhand über den Fluss.

Auf der anderen Seite ging es nicht mehr so schön weiter. Die Bäume waren kahl und schwarz, es wurde dunkel und neblig. Auf einmal flackerte das Spiel. Wir wurden unsicher, aber wir wussten, dass dieses Level so dunkel und schwarz sein sollte. Nur dieses Flackern irritierte uns. Wir gingen zaghaft weiter und sprangen über umgefallene Baumstämme und wichen tiefhängenden, knarzenden Ästen aus. Auf einmal flackerte das Spiel so stark, dass uns schwindelig und übel zugleich wurde. Wir mussten uns irgendwo festhalten. So langsam bekamen wir Angst und wollten das Spiel verlassen, aber es funktionierte irgendwie nicht. Doch meine Freundinnen und ich schafften es dann schließlich.

Nach diesem Vorfall hatten wir uns fest vorgenommen, dass wir drei Monate lang keine Games mehr zocken würden. Als der letzte Tag des dritten Monats vorbei war, trafen wir uns wieder, um das Spiel weiterzuspielen, denn wir wollten alle herausfinden, was das für ein Schatz war. Wir kamen gerade so bis zum letzten Hindernis. Ich war mir nicht sicher, ob es als Hindernis zählte, da es nur eine Höhle war. Doch als ich ein Fuß hineinsetzte, fing das Spiel wieder an zu flackern und zu beben. Es buggte so heftig, dass wir Angst hatten, das Spiel würde abstürzen. Und tatsächlich, nicht nur das Spiel, sondern die ganze Technologie stürzte ab und es wurde dunkel!

Es stellte sich heraus, dass alle elektronische Geräte auf der ganzen Welt nicht mehr funktionierten. Es gab kein Licht, keinen Strom und das wirtschaftliche System brach zusammen. Die Häuser wurden unbewohnbar und die ganze Menschheit musste plötzlich umdenken. Die Menschen passten sich schnell an und bauten sich Höhlen, gingen jagen und machten Feuer, um es warm zu haben. Auch die Kinder passten sich an. Sie versuchten das, was sie sonst nur in den Games gemacht hatten, ins Leben zu übersetzen. Zum Beispiel kletterten sie auf Bäume oder sprangen über Baumstämme und so weiter.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen und wir drei sind erwachsen geworden und haben selbst Kinder. Sie heißen so ähnlich wie wir, nämlich Maja, Ella und Ida. Natürlich erzählten wir ihnen auch von der Welt der Technik und von Computerspielen. Danach gingen unsere Kinder in den Wald, um zu spielen und trauten sich so weit hinein wie noch keiner zuvor. Dadurch erfuhren sie, dass mittendrin der Wald aufhört und stattdessen ein Dschungel zum Vorschein kommt! Sie waren erstmal zu zaghaft, um den Dschungel zu betreten. Sie gingen wieder zurück nach Hause, aber berichteten kein Wort darüber, was sie entdeckt hatten. Da sie in derselben Höhle wohnten, ließ es sich leichter absprechen, wie und ob sie den Dschungel überhaupt betreten sollten. Jede stimmte dafür und sie fingen an, ihre Rucksäcke mit nützlichen Dingen für ihre Reise zu packen. Am nächsten Tag schlichen sie sich früh hinaus und begangen ihr Abenteuer in der Wirklichkeit, welches wir damals im Abenteuer-Game gespielt hatten. Zum Schluss kamen sie bei dem letzten Hindernis, der Höhle an, nur hatten sie keinerlei Angst. Denn hier in der Wirklichkeit flackerte die Welt nicht und die Höhle war ziemlich hübsch. Sie war mit wunderschönen grünen Edelsteinen und eingeritzten Mustern verziert. Als die drei Mädchen die Höhle betraten, sahen sie auf einem Sockel die letzte noch existierende Festplatte mit einem Game. Eigentlich bewunderten sie den Schatz und wollten das Spiel gleich ausprobieren. Aber Maja meinte: „Das brauchen wir doch nicht. Die Welt ist viel schöner ohne Technik oder Video- und Computerspiele.“ Die anderen stimmten ihr wie aus einem Mund mit einem freudigen „Ja!“ zu, und gemeinsam zerstörten sie die Festplatte und kehrten zufrieden zurück.

Falls sich jemand fragt, woher ich das alles weiß: Die Kinder haben uns ihr Abenteuer später doch noch haarklein erzählt.