Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2023

Maurice Choc

Daniel Teufel und die Apple Vision Pro

An einem Sonntagmorgen im Jahr 2040 wachte der dreizehnjährige Daniel auf. Er wurde von einem lauten Handyklingeln geweckt. Daniel griff sich sein Handy Nokia 3310 und nahm den Anruf von seinem besten Freund Henning an. Dieser war ziemlich aufgeregt und sagte: „Daniel, hast du schon gehört? Die neue Apple Vision Pro gibt’s jetzt zu kaufen!“

Daniel meinte: „Ich kann mir die doch eh nicht leisten.“

„Doch, doch, die kostet nur einhundert Euro und die kannst du sogar als Handy verwenden“, antwortete Henning.

„Echt? Dann habe ich ja endlich mal ein neues Handy! Die muss ich haben“, rief Daniel.

„Soll ich dir eine mitbringen?“, fragte Henning „ich steh gerade eh schon vorm Apple Store.“

„Nee, brauchst du nicht“, erwiderte Daniel. „Ich bin gleich da, dann können wir sie auch gleich bei dir zuhause testen.“

Daniel rannte ins Bad und zog sich an. Danach schnappte er sich sein ganzes Erspartes und machte sich auf den Weg zu Henning. Daniel freute sich schon so richtig auf die VR-Brille, aber wunderte sich auch, dass diese so günstig sein sollte. Immerhin war es ein Apple-Produkt. Bei Henning in der Rheingalerie angekommen, musste er erstmal kurz verschnaufen, und dann waren sie auch schon im Laden drin. Auf den Tischen lagen IPhones, IPads …, und da war sie: die Apple Vision Pro. Daniel starrte sie an. Wie sie glänzte, und sein Gesicht spiegelte sich darin. „Guten Tag, wie kann ich euch helfen?“, fragte ein Mitarbeiter. Henning sagte: „Wir würden gerne die Apple Vision Pro kaufen.“ „Natürlich, kommt einfach mal mit.“ Neugierig folgten Henning und Daniel dem Mitarbeiter zur Kasse. Zunächst fragte der Mitarbeiter nach ihrem Namen und Alter. Henning stellte sich vor: „Ich bin Henning Köhler und das ist mein Freund Daniel Teufel. Wir sind beide dreizehn Jahre alt.“ „Okay, gut, die Brille ist nämlich erst ab zwölf. Dann macht das jeweils 100 Euro bitte.“ Daniel holte sein Geld heraus und tatsächlich kostete die VR-Brille nur 100 Euro, so dass er gar nicht sein gesamtes Erspartes benötigte.

Als sie wieder aus dem Laden draußen waren, liefen sie schnell zu Henning nach Hause. Daniel riss die Verpackung auf, als wäre es das größte Päckchen unter dem Weihnachtsbaum. Er setzte sich die Brille sofort auf und es passierte nichts …, natürlich, sie musste ja auch erstmal eingeschalten werden. Endlich war sie an. Sofort setzte Daniel die Brille auf – und es war umwerfend: Man fühlte sich wie in einer anderen Welt. Henning rief begeistert: „Das ist die Spielekonsole der Zukunft.“

Auch Daniel war hingerissen: „Ich wusste gar nicht, dass man hierdrauf auch zocken kann.“

„Doch, doch“, sagte Henning und wollte wissen: „Welches Spiel sollen wir als erstes testen?“

„Lass uns als erstes dieses Spiel spielen, bei dem man so auf Zügen rennt und Hindernissen ausweichen muss.“

„Du meinst Subway Surfers“, erläuterte Henning. „Aber ja, gute Idee.“

Sie starteten das Spiel und wollten sofort loslegen. Zuerst suchten sich beide einen Avatar aus - Daniel nahm einen in seiner Lieblingsfarbe Gelb und Henning einen mit blauer Jeans und Lederjacke, den Daniel eher langweilig fand. Dann ging es los. Und tatsächlich wirkte es so, als wäre das Spiel wirklich Realität, was allerding sehr gefährlich gewesen wäre, da man auf Zügen läuft. Sie liefen los, und da kam auch schon das erste Hindernis, über das die Freunde drüber springen mussten. Auf dem Handy hätte man jetzt nach oben gewischt, aber da das kein Handy war, sprang Daniel einfach nach oben. Und ganz knapp konnte er dem Hindernis ausweichen. „Boah, das macht so Spaß!“, rief Daniel und wich dem nächsten Hindernis aus. Henning stimmte zu: „Ja, Spiele spielen war noch nie so toll wie jetzt. Ich denke, solche VR-Brillen sind wirklich das Spielzeug der Zukunft.“

„Das stimmt“, antwortete Henning, „stell dir vor, wie es in zehn Jahren aussehen muss.“

„Wir werden bestimmt alle in Gaming Portale eintreten, die uns in eine andere Welt bringen.“, meinte Daniel.

„Ja bestimmt …, das wird soo großartig, und vor allem … Aah, Hilfe!“, schrie Henning. Er war mit einem Hindernis zusammengestoßen und jetzt wieder am Anfang des Spiels gelandet. Es hatte allerdings nicht weh getan. „Lass uns etwas anderes machen. Was kann die Brille noch so?“, fragte Daniel.

„Wir könnten etwas im Shop kaufen“, antwortete Henning, „der Supersessel ist gerade im Angebot.“

„Okay, das können wir machen.“ Daniel war einverstanden.

„Wir müssen in einen Apple Prime Store“, sagte Henning, „in Dynnhausen gibt es einen.“

„Alles klar. Wie kommen wir dort hin?“, fragte Daniel.

„Wir können die neue Busverbindung 27 nehmen“, antwortete Henning, „die fährt auch nach Dynnhausen.

„Okay, dann ab zur Haltestelle“, rief Daniel.

Die Jungs machten sich auf den Weg zur Haltestelle. Dort angekommen, mussten sie gerade mal fünf Minuten warten, bis der Bus kam. Da sie beide ein Deutschlandticket hatten, stiegen sie einfach in den Bus ein und fuhren bis zur Haltestelle Dynnhausen. Dynnhausen ist eine Stadt im Aufbau und zugleich auch die erste Stadt mit einem Apple Prime Store. Als sie ausstiegen, machten sie sich sofort auf den Weg zum Laden. Dort angekommen, sahen sie schon die ganzen Leute anstehen, die alle etwas kaufen wollten. Zum Glück hatte Henning einen Apple Premium Vertrag, weshalb sie direkt drankamen. Als der Verkäufer fragte, was sie kaufen wollten, sagte Henning: „Wir wollen den neuen Supersessel kaufen.“

„Kein Problem“, antwortete der Verkäufer und brachte sie zu den Produkten.

Henning und Daniel kauften einen Supersessel mit blauer Lehne und einen Gaming Stuhl. Um sie herum standen noch ganz viele andere Leute, die alle etwas kaufen wollten. Der Einkauf der Freunde war erstaunlich günstig. Er kostete gerade mal sieben Euro. Doch wie sollten sie die Sachen nun transportieren, fragte sich Daniel, und Henning schlug, vor sie könnten doch noch eine Zaubertasche kaufen. Die funktionierte genauso wie Hermines Tasche aus Harry Potter und die Stühle passten wirklich hinein. Natürlich wunderten sich Daniel und Henning, dass das funktionierte, aber sie hielten es einfach für eine neue Technologie.

Als sie schließlich zuhause waren, holten sie die Stühle wieder heraus und setzten sich an den Couchtisch. Dort stand ein Monopoly herum. Allerdings war es kein normales Brettspiel, sondern ein spezielles Spiel mit Supertechnologie. Quasi ein Spiel aus der Zukunft für Erwachsene, da Kinder ja nur noch zockten. Heute allerdings spielten auch Daniel und Henning damit. Das Tolle an dem Spiel war, dass die Figuren nicht auf dem Brett standen, sondern man in einen anderen Raum ging, wo man dann selbst zur Figur wurde. Dieser Raum war natürlich nicht in dem Spiel verpackt. In der Verpackung waren nur die Anleitung und der Schlüssel für den Raum. Sie liefen zum Zimmer, und durch den Schlüssel wurde das Spiel auch direkt gestartet. Zuerst war Henning an der Reihe und ein riesiger Würfel erschien. Er würfelte die Zahl Zwei. Als nächstes war Daniel an der Reihe und würfelte eine Sechs. Er ging sechs Felder vor und durfte noch einmal würfeln. Diesmal wurde es eine Drei. Er landete auf der ersten Straße und endschied sich, diese zu kaufen.

„Dieses Spiel macht echt so viel Spaß“, rief Daniel, „es ist so wie das Spiel der Zukunft mit den Portalen, von denen ich vorhin erzählt habe“.

„Ja genau“, meinte Henning und würfelte. Es wurde eine 27.

„Hä?“, riefen Henning und Daniel im Chor, „ist das ein Fehler?

Daniel vermutete: „Das ist bestimmt nur ein Anzeigefehler.“

Und tatsächlich - kurz darauf wurde aus der 27 eine Eins. Sie spielten eine ganze Weile weiter, bis auf einmal Daniels Mutter anrief. Da es inzwischen schon Abend war, bat sie Daniel, nach Hause zu kommen. Also machte sich Daniel auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, aß er zu Abend und ging anschließend ins Bett.

Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er auf einmal furchtbare Augenschmerzen. Daniel wollte sich die Augen reiben, doch das ging nicht. Er spürte eine Brille auf seiner Nase. Stimmt, er hatte ja noch die Apple Vision Pro auf. Daniel nahm diese ab und sofort ließen die Schmerzen nach. Als er sich umschaute, sah er einen alten kaputten Stuhl in seinem Zimmer stehen. Er rief nach seiner Mutter, um zu fragen, warum dieser Müll in seinem Zimmer stand und nicht der Supersessel. Als sie ins Zimmer kam, bemerkte Daniel, dass auch sie eine Apple Vision Pro trug. Seine Mutter meinte: „Es ist doch alles ganz normal und dieser Stuhl ist kein Müll, sondern ein Supersessel.“ Verwirrt forderte Daniel sie auf: „Setz doch mal deine Brille ab.“ Daniels Mutter griff sich an die Nase, so wie auch Daniel vorhin. Anscheinend hatte auch sie die Brille auf ihrer Nase vergessen. Als sie nun die Brille abnahm und den Schrottstuhl sah, wusste auch sie, dass sie betrogen worden waren.

Sie gingen aus dem Haus und überall liefen Menschen mit diesen Brillen herum. Manche fuhren in Schrottautos, andere trugen abgenutzte Kleider und wieder andere bewegten sich so seltsam, als würden sie ein Spiel spielen. Daniel und seine Mutter riefen den anderen zu, dass sie ihre Brillen absetzen sollten. Sie beobachteten das gleiche Verhalten wie zuvor auch schon bei sich selbst. Die Leute fassten sich zunächst an die Nase, nahmen dann ihre Brillen ab und sahen sich um. Man hörte direkt die ersten Rufe des Erstaunens und sah auch einige wütende Leute. Auch wenn alle durcheinanderschrien, fand man doch schnell eine Einigkeit. Sie wollten gemeinsam nach Dynnhausen gehen und den Leuten dort eine Lektion erteilen. Also liefen sie alle zu ihren Autos, Fahrädern oder zu den Bussen. In Dynnhausen stellte sich schnell heraus, dass auch die Stadt nichts von dem Betrug wusste. Gemeinsam rannten sie nun alle in den Apple Store und nahmen dort alles auseinander. Schaufenster wurden eingeschlagen, Vitrinen kaputt gemacht und die Mitarbeiter wurden aus dem Laden gejagt. Bald traf auch die Polizei ein und bereitete dem Ganzem ein Ende. Die Mitarbeiter wurden verhaftet und die Firma Apple musste als Entschädigung Geld zahlen. Auch wenn dies wirklich das Spiel der Zukunft war, musste dennoch noch vieles daran verbessert werden.