Fernseh-Abend

Vor 1914 und zwischen den Weltkriegen war die Lyrik der Ausdruck von Gefühlen in einer schönen Sprachform. Daran hielten sich zum Teil noch die Literaten des Expressionismus. Mit dem Zweiten Weltkrieg setzte das Chaos ein, denn so viele Tote, so viel Zerstörung konnten nicht ohne Einfluß auf Sprache und Gefühle bleiben.
In den Kreisen der deutschen Emigrationen in London zum Dichter herangewachsen, sucht Arno Reinfrank einen Ausweg aus der babylonischen Sprach- und Gefühlsverwirrung. Mehr als die Berufskritik half ihm dabei sein Korrespondenz-Dialog mit Naturwissenschaftern und Technologen in den Vereinigten Staaten, Deutschland, Israel, mit Wissenschaftern des Max-Planck-Instituts und vieler Universitäten. Reinfrank schreibt eine neuartige “Sachlyrik", in der man wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Fakten poetisch-subjektiv mit Gefühlen, Erfahrungen und Sehnsüchten verbunden findet. Er betont, daß ihm nichts an der Erfindung einer neuen Masche" in der Literatur liegt, sondern daß er versuchen will, die Kluft zwischen unserem von der Technik gekennzeichneten Alltag und der Lyrik auszufüllen.

Aufbau, New York