Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2007

Nora Stasch - Zweiter Preis in der Kategorie "Kurzgeschichte der Altersgruppe 1993 und älter"

Das lange Jahr

Februar 2002
Ein Junge sitzt einsam und verlassen irgendwo in Saarbrücken auf einer Parkbank. Er friert, es ist dunkel und er ist vom Regen total durchnässt. Er weiß nicht wo er hin soll; was er machen soll. Er ist ganz alleine. Er hat keine Freunde und er hat Angst. Soll er etwa zurück in diese Hölle? Soll er sich von ihnen fangen lassen?! Soll er ihnen diesen Gefallen tun?!! NEIN!!! Das wird er nicht tun. Die werden ihn nicht kriegen! Nur über seine Leiche!! Schlagartig wird ihm klar, dass sie ihn hier zu schnell finden würden. Er muss hier weg!! Aber wohin? Das währe das Ende seiner Flucht,sie würden ihn finden und dahin zurück bringen! Aber er ist zu müde, um sich rühren zu können. Also schlägt er notdürftig den Kragen seiner Jacke nach oben und zieht die Mütze tief in das von Kälte und Fieber gerötete Gesicht. Nach einer Weile kommt ihm ein Gedanke, der ihn erschaudern lässt: Er würde sich einfach umbringen! Es hatte sowieso alles keinen Zweck mehr! Er würde sich einfach hier und jetzt....! Aber was würde er damit seinen Eltern antun? Und was erst sich selbst? Nein, sich selbst umzubringen ist keine Lösung.Es muss einen anderen, einen besseren Weg geben! Er grübelt noch eine Weile so vor sich hin -vielleicht fantasiert er auch und merkt nicht, dass ihm langsam die Augen zufallen. Er merkt auch nichts mehr von der Kälte und dem Regen. Geschweigedenn davon, dass er mitten in Ludwigshafen auf einer Parkbank sitzt. Nach einer Weile sackt er auf der Bank zusammen und sinkt in eine tiefe, tiefe Dunkelheit.
März 2002
Als ich die Augen aufschlug wusste ich, dass dieser Tag nichts Gutes bringen würde. Es war Montag. Und ich hatte, wie jeden Montag, schlechte Laune. Ich zog mich an, frühstückte, putzte mir die Zähne und machte mich auf den Schulweg. Zwischendurch ging ich nocheinmal beim Bäcker vorbei und kaufte mir von meinem letzten Geld einen Pausensnack, da meine Ma nur noch trockenes Brot hatte. Meine Ma ist eine wundervolle Frau müsst ihr wissen! Sie macht das Beste aus dem Bischen was wir haben und hält gleichzeitig die Familie zusammen. Und dann findet sie auch noch Zeit mir bei den Schulaufgaben zu helfen! Ich bin gut in der Schule und auch recht stolz darauf! Da sind wir wieder bei der Schule: Als ich den Schulhof betrat roch ich den Ärger schon regelrecht und mein Gefühl täuschte mich nicht, denn schon hörte ich eine unangenehm vertaute Stimme hinter mir: "He Jan, du Streber! Wir haben noch eine Rechnung offen!" Es war Lars Meier, der unangenehmste Typ der Schule. Mir wurde schwummrig bei dem Gedanken an die "Rechnung" -damit meinte Lars meistens eine Tracht Prügel und ich war sein Lieblingsopfer. Er fand fast jeden Tag einen Grund, um eine "Rechnung mit mir zu begleichen" wie er das so schön nannte. Dieses mal wahrscheinlich, weil ich in Mathe eine bessere Note hatte als er. "Ach, lass mich doch in Ruhe!," entgegnete ich gereizt und versuchte mich an ihm vorbeizuschieben. Vergeblich, denn schon spürte ich eine harte Faust in meinem Magen."Hälst dich wohl für ganz toll, was?!," hörte ich Lars sagen. Dann schmiss er mich zu Boden und trat wie wild auf mich ein. Mir wurde heiß und schwindelig zugleich! Wenn er doch nur aufgehört hätte!!! Aber er machte weiter und weiter. Inzwischen hatte sich um uns ein Kreis von anderen Jungen gebildet und feuerten Lars an: "Lars! Lars! Lars!" riefen sie; oder: "mach den Schwächling fertig!" Angefeuert von den anderen begann er nun mich auszuziehen!! Ich konnte mich nicht bewegen, so entsetzliche Schmerzen hatte ich!!! Aber die Anderen lachten nur als meine Unterhose zum Vorschein kam!! Keiner half mir, meine angeblichen Freunde schauten weg, die Lehrer hielten sich raus und die Mädchen interessierte das Ganze nicht. Als es endlich klingelte verzog sich die Schar feixender Jungen und ließen mich im Schmutz liegen. Nach einer Weile stand ich auf, immernoch fassungslos von dieser Demütigung und zog mir meine nun total kaputte Hose an.Dann ging ich in Richtung Schulhaus. Als ich das Klassenzimmer betrat, empfingen mich wieder Demütigungen wie "na Weichei, hast du den Weg aus der Gosse in deine geliebte Schule gefunden?" oder:"Hast du dir Wehgetan? Oooch das tut mir aber leid!" Nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam, betrat die Lehrerin das Klassenzimmer. Ihr Blick schweifte durch die Klasse und blieb an mir hängen und dann an Lars. Sie fragte entsetzt: "Lars, Jan habt ihr euch geprügelt?" Ich senkte aus Gewohnheit beschämt den Blick. Aber Lars sagte sofort: "Derda hat doch angefangen! Ich bin nur über den Schulhof geschlendert und da hat er mich angegriffen!!" verhaltenes Lachen ertönte aus den Jungsreihen. "Stimmt das was er sagt, Jan?," fragte die Lehrerin leise. Beschämt nickte ich. Ich weiß, dass das unheimlich dumm von mir war, vorallem weil ich nichts gemacht hatte, aber ich bekam um mich herum nicht mehr das Geringste mit. Ich nickte halt einfach. Aber als sich das Gesicht von Frau Richard verfinsterte, wurde mir schlagartig bewusst, was ich da gerade "zugegeben" hatte!! "Dann muss ich dir leider einen schriftlichen Tadel geben und nach dem Unterricht wirst du zur Strafe noch eine Stunde dableiben und über dein unfaires Verhalten nachdenken!" schimpfte sie. Ich versuchte es ihr zu erklären, aber Frau Richard wollte nichts mehr davon hören. Da hatte ich den Schlamassel! Jetzt war ich auch noch bei meiner Lieblingslehrerin untendurch! Und ausgerechnet in meinem schwächestm Fach- Französisch. Ich konnte einfach nicht anders: ich begann zu heulen wie ein Baby! Und das vor der ganzen Klasse! Der Tag wurde insgesamt noch schlimmer als ich befürchtet hatte! In der 2. Pause schien schon die ganze Schule zu wissen was passiert war. Von da an war es unerträglich! Wo ich auch hinkam, musste ich mir die dümmsten Sprüche anhören und die Mädchen kicherten los, wenn ich vorbeilief, die Lehrer musterten mich verächtlich und meine Wunden brannten und mir war absolut elend zumute. Und als es nach der letzten Stunde klingelte, ging die ganze Klasse genießerisch langsam aus dem Klassensaal, aber natürlich nicht ohne mir noch ein paar gehässige Blicke zuzuwerfen.
Als ich endlich nach Hause kam war ich so fertig, dass ich mich in mein Zimmer verkroch und mir die Decke über den Kopf zog.
Wenn doch nur Ma dagewesen wäre um mich zu trösten! Aber die war noch bei den Baumanns putzen. Als ich am Abend völlig erschöpft einschlief, dachte ich bei mir: "hoffentlich ist morgen alles besser!"
September 2003
So sehr ich auch gehofft hatte, dass es sich bessern würde, so waren die vergangenen Monate nichts im Vergleich zu diesem schrecklichem Montag im März!
Mal wurde mir ein Diebstahl unterstellt, mal stellte mir jemand ein Bein. Ich hatte keine Freunde mehr und auch niemanden, dem ich mich anvertrauen konnte. Meine schulischen Leistungen wurden deutlich schlechter und meine Eltern bekamen immer weniger Geld von ihren Arbeitgebern und mussten deshalb immer mehr arbeiten. Ich wusste nicht mehr ein und aus. Irgendwann blieb ich einfach daheim und machte blau. Am Nachmittag ging ich in die Suppenküche der katholischen Gemeinde einkaufen. Gerade als ich sie betreten wollte baute sich jemand vor mir auf. Es war natürlich Lars. Er fragte: "He, Jan schon wieder keine Kohle,was? Hast wohl blaugemacht heute stimmts?" ich wollte an ihm vorbei und ihn einfach nicht beachten, aber er hielt mich fest. Wenn ich die Kraft gehabt hätte, hätte ich mich losgerissen, aber ich hatte keine Kraft mehr. Lars meinte: "Wusst ichs doch! Also ich will 5 Euro! Morgen auf die Hand, damit ich nichts sage!" Mir wich das Blut aus dem Gesicht: 5 Euro wo sollte ich so viel Geld herbekommen? Lars der meine Gedanken zu erahnen schien erklärte: "Schon mal was geklaut?" Als ich den Kopf schüttelte fuhr er fort: "Na dann wird es aber Zeit!!" Geschockt sah ich ihn an, nickte aber. Dann ließ er mich los und marschierte in Richtung Kino. Was sollte ich jetzt tun? Meine Eltern durften das doch auf gar keinen Fall mitbekommen und wenn die das in der Schule spitzbekommen hätten, wäre ich geflogen!! Ich vergaß meine Einkäufe und rannte erst einmal nach Hause. Dort schlachtete ich mein Sparschwein, das gerade noch 7,43 Euro enthielt. Gott sei Dank! Ich hatte noch genug!!!!
Am nächsten Tag lauerte Lars mir hinter einer Ecke auf und verlangte die 5 Euro. Als ich sie ihm gab meinte er: "Sehr schön, geht doch! Das Gleiche möchte ich morgen wieder sehen, wenn du nicht willst, dass ich mich aus Versehen verplappere!" Dann ging er. Wo sollte ich jetzt so schnell wieder 5 Euro auftreiben? Ich hatte eine Idee: Ich würde mir die 5 Euro einfach ungefragt aus unserer Haushaltskasse ausleihen - ich wusst ja wo sie stand - hinter dem Zuckerfass auf dem Küchenregal - und sie dann später zurückzahlen. Doch Lars wollte immer und immer wieder 5 Euro von mir und meine geheimen Schulden wurden immer höher. Meine Ma wunderte sich auch schon wo das ganze Geld geblieben sein soll. Aber was sollte ich tun? Ich war froh, dass Lars mich nicht verriet. Doch dann ging er so weit, dass er mehr als nur Geld von mir verlangte. Er nahm mir mein Pausenbrot ab und zwang mich, ihm meine Computerspiele und Bücher zu geben! Nach mehreren Wochen hatte ich nichts mehr, was ich ihm hätte geben können und noch mehr Geld zu leihen traute ich mich nicht. Als er merkte, dass bei mir nichts mehr zu holen war, nahm er mich bei Seite und fragte drohend: "Wo bleiben meine Sachen? Willst du etwa, dass ich zufällig etwas erzähle?" ich sagte ihm ich könne ihm nichts mehr geben und dass meine Familie jetzt noch weniger hatte als sonst. Darauf meinte er nur ich solle meinen Mund halten und schauen wie ich die "Geschenke";wie er die Sachen, die er mir wegnahm neuerdings nannte; auftrieb. Als ich Lars die nächsten Tage nichts gab wurde er zusehens ärgerlich und da ich wirklich nichts mehr hatte, was für ihn von Wert war, ging ich am Nachmittag, bei meinem wöchentlichem Einkauf für meine Ma, in eines der vielen Modeschmuckgeschäfte der Stadt und schaute mich um. Nach einer Weile entdeckte ich eine Kette, die wie ich dachte, genau richtig war. Aber ich konnte sie nicht bezahlen, wie sollte es denn auch anders sein wenn man kein Geld besaß? Nach kurzem Zögern steckte ich die Kette ein.Ich sah mich noch ein wenig um, weil ich hoffte, dass es so weniger auffälig aussehen würde. Mir schlug dass Herz bis zum Halz als ich langsam in Richtung Ausgang schlenderte. Ich spürte die Kette zentnerschwer in meiner Hosentasche und ich fühlte mich beobachtet. Am liebsten wollte ich einfach losrennen und verschwinden. Aber wenn ich das getan hätte, hätte ich gleich zur Polizei gehen können. Ich verließ so schnell wie möglich das Kaufhaus und setzte mich auf die nächste freie Bank. Als ich mich etwas beruhigt hatte rappelte ich mich wieder auf und ging los, die Einkäufe für meine Mutter erledigen.
Am nächsten Morgen übergab ich Lars die Kette. Er beäugte sie von allen Seiten und fand dann anscheinend, dass die Kette angemessen war.
An diesem Abend fühlte ich mich nicht wohl. Ich hatte vorher noch nie etwas geklaut und wollte es auch nie mehr tun. Aber wie sollte ich dann Lars "bezahlen"? Ich grübelte noch lange so vor mich hin bis ich schließlich einschlief.
Januar 2003
Ich war in den letzten 3 Monaten mehr und mehr auf "shopping-tour" für Lars. Ich wurde immer geschickter und erwischt hatte mich noch niemand. Lars hatte sich, bis auf kleinere "Zwischenfälle" zurückgehalten, sodass der Druck in dieser Zeit nicht nochmehr wuchs. Daüber war ich sehr glücklich, denn ich hatte trotz allem viel mit meinen Mitschülern und der nicht so schönen Situation daheim zu tun. Aber seit 2 Wochen wollte Lars wieder mehr als nur "Kleinzeugs",wie er es nannte. Für mich war das schrecklich, denn in den Läden in denen ich bisher geklaut hatte, waren die Sicherheitsvorkehreungen nicht sehr hoch. Aber was sollte ich schon tun? Schweigend vernahm ich am Montag was Lars nun forderte: Ich sollte ihm ein neues Handy besorgen!!!!! Aber nein, nicht irgendein Handy!! Er wollte wollte das neuste Sony Erricson Handy haben, das es auf dem Markt gab!!! Und der einzige Laden der Stadt, der dieses Handy führte war Video überwacht!!! Lars hätte sich nichts Gemeineres überlegen können! Aber was sollte ich anderes machen als das Handy zu klauen? Von der Schule fliegen wollte ich nicht und meine Eltern sollten auch nicht schlecht von mir denken. Also machte ich mich gleich bei der nächsten Gelegenheit auf in den Laden. Ich stellte mich mit dem Rücken zur Überwachungskamera und ließ dann das Handy in die Tasche gleiten. Dann schlenderte ich so unauffällig wie möglich in Richtung Ausgang. Doch plötzlich tippte mir jemand von hinten auf die Schulter: "Wie wäre es mit Zahlen junger Mann?", fragte mich ein Ladendetektiv. Ich tat ahnungslos, doch als er mich schließlich aufforderte meine Taschen zu lehren, machte ich dass ich Land gewann. Ich ließ die Tasche fallen und rannte wie um mein Leben. Der Beamte griff sich die Tasche und nahm meine Verfolgung auf!! Ich rannte und rannte besinnungslos immer weiter! Ich blieb auch nicht stehen als ich den Mann schon längst abgehängt hatte! Bis ich irgendwann im südlichen Teil der Stadt stehen blieb. Völlig außer Puste setzte ich mich an den Straßenrand. Nach einer Weile begann mein Hirn wieder richtig zu arbeiten und ich wurde ruhiger. Dann begann ich zu überlegen wie alles weitergehen sollte. Der Beamte hatte meine Tasche. In der Tasche standen mein Name und meine Adresse. Also konnte ich nicht zurück. Als erstes würden sie bei mir zuhause schauen!! Ich musste also weg! Aber was war mit Lars? Er würde mich doch verraten, wenn ich ihm nicht das Handy brachte! "Ach und wenn schon", dachte ich. "Ich hab mir eh alles versaut!" Dann grübelte ich noch viele Stunden. Irgentdwann kam ich zu dem Schluss, dass es das Beste wäre die Stadt zu verlassen! Immerhin war ich 16!! Ich konnte mein Leben selbst in die Hand nehmen!!! Und wenn ich erst in Sicherheit war, konnte ich mich zuhause ja melden! Genau so wollte ich es machen!! Aber wo sollte ich hin? Und so ging die Grübelei weiter. Nach Stunden -so kam es mir zumindest vor- kam mir der rettende Einfall! Ich würde nach Saarbrücken zu meiner Patentante fahren!! Etwas Geld hatte ich noch in der Hosentasche: Das würde wohl für die Fahrkarte reichen. Und sie hatte ja gesagt, dass ich, egal was ist, immer zu ihr kommen könnte!!!
Ich seufzte erleichtert auf und trabte los Richtung Hauptbahnhof.
Wenig später saß ich im Zug nach Saarbrücken, auf den Weg in ein, wie ich hoffte, besseres Leben. Die würden mich nicht kriegen!! Saarbrücken liegt immerhin 120 km von Ludwigshafen entfernt!! Und Tante Rosi würde mich schon aufnehmen! Die Adresse wusste ich und auch für Notfälle ihre Telefonnummer. Nach einer Weile wurde ich ruhig und schlief ein.
2. Februar 2003
Es war zum Verzweifeln! Kaum war ich in Saarbrücken angekommen, musste ich feststellen, dass meine Patentante anscheinend umgezogen war! Auch die Telefonnummer stimmte nicht mehr! Ich hatte schon 2 Wochen damit zugebracht nach ihr zu suchen! Ich fand nichts. Ich hatte kein Geld mehr, klaubte mein Essen aus Mülltonnen und schlief unter freiem Himmel!!! Mir ging es einfach nur dreckig und das roch man auch. Meine Haare waren verfilzt und meine Kleidung zerrissen!! Als ich sie in der dritten Woche nicht fand, gab ich auf. An eine Rückreise war nicht zu denken, einerseits hatte ich kein Geld, andererseits hatte ich immernoch Angst vor Lars und der Polizei. Drei Tage später war ich krank. Mir war noch elender als sonst und ich fror erbärmlich. Mein Glieder schmerzten und ich war so schlapp, dass ich nicht einmal aufrecht gehen konnte. Ich schleppte mich durch die Stadt. Die Anwohner sahen mich teils mitfühlend, teils angeekelt an.Mir war es egal. Ich wollte diesen schrecklichen Tag nur hinter mich bringen. In der Dämmerung fand ich mich in einem Park wieder. Ich wankte auf eine Bank zu und ließ mich einfach fallen. Ich schlief kurz ein. Dann erwachte ich und bekam Panik. Was sollte ich tun? Ich war allein und krank! Ich konnte nicht weiter, aber dort bleiben konnte ich auch nicht.
Ich fieberte und murmelte wirres Zeug und fantasierte bis ich irgendwann in eine Ohnmacht sank.
Aus weiter Ferne hörte ich meinen Namen. Ich kam langsam zu mir, der Regen prsselete mir ins Geicht. "Jan!!! Wach auf!!", hörte ich. Langsam schlug ich die Augen auf und erkannte das Gesicht von Tante Rosi!! "Jan!! Was machst du denn hier?!", rief sie sichtlich schockiert. Langsam setzte ich mich auf. Doch ich drehte mich schnell zur Seite und erbrach mich. Zitternd stöhnte ich: "Dich suchen! Warum bist du umgezogen?" Tante Rosi erklärte mir, dass sie zu ihrem Freund gezogen sei und wenig später war er auch da. Er war sehr kräftig und hob mich mit Leichtigkeit auf, setzte mich in den Wagen und brachte uns nach Hause. Als erstes holten sie mich aus den nassen, kaputten sachen raus und legten mich ins Bett. Bald kam der Arzt. Ich hatte eine Lungenenzündung. Es dauerte eine Weile bis ich so weit war, über alles zu reden. Doch dann erzählte ich alles von Anfang an. Ich sagte ich wolle bei Rosi bleiben und nie mehr nach hause gehen. Aber das ging natürlich nicht. Rosi und ihr Freund taten aber, was sie konnten. Sie informierten die Polizei, meine Eltern und die Schule über alles was vorgefallen war. Das half mir sehr. Als ich wieder zu Hause war klärte sich auch weitgehend alles auf. Meine Eltern standen fest zu mir, waren aber sehr enttäuscht und verletzt, dass ich mich ihnen nicht anvertraut hatte. Lars wurde der Schule verwiesen und bekam verboten sich mir mehr als 300 Meter zu nähern! Und ich musste, wegen der Diebstähle, 20 Tage gemeinnützige Arbeit leisten. In der Schule wurde das Thema mobbing ausgiebig bearbeitet und obwohl eigentlich alles gerecht zuging, fühlte ich mich noch immer unwohl in der Schule. Es dauerte auch noch eine ganze Weile bis ich wieder jemandem vertrauen konnte. Denn die Wunden, die das Mobbing bei mir hinterlassen hatten waren tief!! Ich machte dann auch in eine Therapie, die mir sehr half das alles zu verarbeiten!
Heute bin ich ein beliebter Schüler. Ich habe keine Probleme mehr! Nächstes Jahr mache ich mein Abi! Und dann werde ich Jura studiern. Nichts erinnert mehr an dieses schreckliche Jahr. Und doch werde ich das alles nie vergessen!!