Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2007

Vorbei - für immer

Seit Tagen irre ich umher.
Seit Wochen habe ich nichts mehr gefressen.
Seit Monaten warte ich auf die Kälte.
Doch sie kommt nicht
Nein, schlimmer noch.
Stattdessen wird es wärmer. Immer wärmer. Zu warm .

Das Eis schmilzt davon. Es wird dünner. Immer dünner. Zu dünn .

Ich weiß, dass es mich bald nicht mehr tragen kann.
Aber ich muss weiter. Immer weiter .

Ich brauche etwas zu Fressen. Bin schon schwach
Mein Hunger macht mich kaputt.

Es ist vorbei.

Hier beginnt das Meer. Ich muss ins Wasser.
Muss es versuchen. Ich springe .

Das Wasser ist warm. Es wird wärmer. Immer wärmer. Zu warm
Bald wird es kein Eis mehr geben

Da, eine Robbe! Ich muss es schaffen.
Sonst ist es vorbei. Für immer.

Ich schwimme auf sie zu. Sie sieht mich nicht.
Das ist gut.
Gleich bin ich da. Fast kann ich sie berühren.

Sie hat mich bemerkt.
Sie will entkommen.
Sie schwimmt schneller. Immer schneller. Zu schnell

Ich komme nicht mehr mit.
Ich muss umdrehen.
Habe keine Kraft mehr

Wir Eisbären sind nicht für das weite Meer gemacht. Müssen vom Eis aus jagen.
Sonst werden unsere Chancen kleiner. Immer kleiner
Zu klein für einen schwachen Bären wie mich.
Sie ist weg! Ich kann sie nicht mehr sehen.
Ich weiß, dass das meine letzte Chance gewesen ist. Dass jetzt alles zu spät ist.

Ich werde sterben.
Vor Hunger.

Es gibt keine Rettung mehr.

Mit letzter Kraft ziehe ich mich aufs Eis.
Ich kriege kaum noch Luft.

Es war zu viel.
Sie war zu schnell.
Ich hätte nicht so weit raus gedurft.
Im offenen Meer sind wir verloren.

Aber jetzt ist sowieso alles zu spät.
Das weiß ich

Die Luft wird knapper. Immer knapper. Zu knapp

Ich schließe die Augen.
Ich bin bereit.
Ich denke an alle Eisbären, die das gleiche Schicksal haben wie ich.
Für sie ist es dasselbe.

Es ist vorbei - für immer.