Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2007

Märchenwelt

Sie ziehen und zerren an ihr,
Lassen sie die Farbe wechseln,
Verkleiden sie, hüllen sie in schöne Worte.
Bis sie ihnen schließlich gefällt
Und sie betrachtet werden kann
Wie ein gelungenes Kunstwerk,
Ohne dass es wehtut hinzusehen,
Sie, die Realität, zu begreifen.
So präsentieren Politiker und Medien der Welt die Wahrheit,
Eine Wahrheit, die sie Lügen straft.
Die Menschen sehen, hören, fühlen, Und wissen nicht was sie glauben sollen - Oder was nicht.
Ist jener Edelstein, dieser leuchtende Smaragd, echt
Oder auch er nur eine Attrappe,
Die im Sonnenlicht funkelt,
Aber jeden Moment in tausende Teilchen
Zu zerspringen droht?
Ebenso wie das Gebilde aus Lügen,
Das wir uns in unserem Leben aufgebaut haben,
In Scherben zerbrechen könnte?

Die kleinen Wesen, sie wachsen in einer Blase auf,
Nur Gutes kommt hinein, Lügen,
Nichts was ihre heile Welt zerstören kann.
Der Weihnachtsmann, der Osterhase, die Zahnfee,
Sie wissen selbst nicht von ihrer Existenz.
Wahres scheint angsteinflößend, schockierend,
Zu weit entfernt.
Eine einzelne Blume, der man keine Beachtung schenkt,
Denn sie hat Dornen und lässt die Blase zerplatzen.
Es ist wie an Fasnacht, ein Maskenball.
Masken hinter denen jeder seine wahren Gedanken und Gefühle verbirgt,
Wunderbar schillernde Farben und Kostüme.
Sie verhindern dass wir Armut, Krieg, Skandale sehen .
Viele stürzen sich in dieses bunte Meer,
lassen sich treiben ohne nachzudenken.
Andere gehen aber am kargen Strand entlang,
Beschließen nicht mitzuschwimmen .
Es sind wenige.

Die nackte Wahrheit,
Sie ist zu gefährlich um sie kennenzulernen .
Zu jung, zu glücklich, zu beschäftigt, zu alt:
Wann ist dann der richtige Augenblick um die Realität zu erkennen?