Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Literaturpreis 2018

Grußwort von Jeanette Koch, Stifterin des Arno-Reinfrank-Literaturpreises

Oberbürgermeister Hansjörg Eger |und Stifterin Jeanette Koch|© Klaus Venus
Oberbürgermeister Hansjörg Eger
und Stifterin Jeanette Koch
© Klaus Venus

Verehrter Herr Eger! Verehrte Gäste! Meine Damen und Herren, liebe Freunde!

Habemus Poetam! Wir haben einen geeigneten Autor für den fünften Arno-Reinfrank-Preis gefunden!  

Die Auswahlkriterien für die Vergabe waren ziemlich eindeutig: “Mit dem Preis sollen eine Autorin oder ein Autor für herausragende literarische Leistungen in Lyrik oder Prosa ausgezeichnet werden, die – im Sinne des Werkes von Arno Reinfrank – den Idealen des Humanismus und der Aufklärung verpflichtet sind beziehungsweise sich literarisch mit den Prozessen und Phänomenen von Wissenschaft und Technik auseinandersetzen.“

Das ist gar nicht so einfach!  Man muss so viel lesen! Wir suchen natürlich keinen neuen Reinfrank.

Die Autoren auf unserer langen Longlist sind alle exzellente Schriftsteller. Aber nicht viele schreiben über die Welt, die sie umgibt. Oder sie kreisen nur um sich selbst, reflektieren die eigene Befindlichkeit – vielleicht weil sich Introspektion und Metaphysik als Schutz gegen die düstere und rauhe Realität der Welt, in der wir leben, anbieten? Sie ziehen sich zurück ins Private.

Arno Reinfrank lebte in einer Zeit, die ganz anders war als die heutige. Aber immer war er sich der drängenden Themen, der Errungenschaften der Wissenschaft, der Schönheit der Natur und der Liebe     bewusst,  und so übertrug  er seine eigenen Erfahrungen in Gedichte und Geschichten, die Abstand nahmen vom Persönlichen, vom lyrischen Subjekt,  Abstand vom "Ich". Sie standen in einem universellen Kontext, der jeden ansprach.

Aber er war auch ein mutiger, kritischer Kopf und scheute sich nicht davor, jene anzugreifen, welche die Macht missbrauchen. Deshalb war er beim Establishment nicht sonderlich beliebt und wurde von den Großen Jungs nicht veröffentlicht. Einen Verleger hat er trotzdem immer gefunden.

Heute stehen wir hier, um Björn Kuhligk  auszuzeichnen. Er fand bei der Jury großen Anklang für sein Werk Die Sprache von Gibraltar. Nicht deswegen, weil die Literaturpreis-Idee aus England  kommt und Gibraltar eine englische Kolonie ist – seit 2002 spricht man politisch korrekt vom „britischen  Überseegebiet“. Hier leben Menschen aus vielen Regionen der Erde und aus allen Religionen friedlich zusammen. Übrigens ist der Felsen auch der einzige Ort in Europa, wo Affen frei herumlaufen. (Ob das so ähnlich ist wie mit den Raben im Tower of London?  Wenn die Affen weg sind, sind auch die Briten weg?) Wenn  Kuhligk topographisch-richtig da vom „Ende Europas“ spricht und kunstvoll auf „Europas Ende“  anspielt, dann meint er die europäisch-ungelöste Flüchtlingsfrage. Und noch nicht den Brexit!

Mit großer sprachlicher und literarischer Gewandtheit setzt er sich mit einem Problem auseinander, das die Welt umtreibt, eine Welt, in der Migranten und Fremde als Gefahr gesehen werden und die Dummheit und Grausamkeit ihr hässliches Antlitz zeigen. Es gibt viele Gedichte von Arno, manche sind über 40 Jahre alt, in denen er eine ähnliche Thematik aufgreift.

Nach der Preisverleihung wird Konstantin Kaiser – unser Gast aus Wien –  Die Zwitschermaschine vorstellen. Frisch aus der Presse! Eine chronologische Anthologie mit Gedichten von Arno Reinfrank aus fünf Jahrzehnten. Sie zeigen sein intensives Engagement ebenso wie den prophetischen Charakter seines Werkes. Die Welt hat sich, so gesehen, eigentlich dann doch wieder nicht so sehr verändert.

Kuhligks analytischer Realitätsbezug, Faktizität und Engagement sollen heute als sprachliches Kunstwerk ausgezeichnet werden.

Lassen Sie mich einem Mitglied unserer Jury heute besonders danken, Herrn Oberbürgermeister Eger:  Selber ein belesener Freund der Literatur, hat er kompetent und engagiert so viel getan für uns, unbürokratisch und generös. Le style c‘est l’homme!

Jetzt aber hat das Wort:  Michael Au, der die Laudatio auf unseren Preisträger des Jahres 2018 halten wird.

Danke!