Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2023

Florentine Adam

Der Robotermensch

Das Jahr 5087. Die künstliche Intelligenz und die Menschen sind eins. Es wird alles gesteuert. Von wem, weiß niemand. Doch trotzdem scheint jeder alles zu wissen. Nur eine Meinung, keine Diskussionen, denn alle können nur das abrufbare Wissen wissen. Jeder weiß das gleiche. Keine verschiedenen Charaktere, keine eigene Denkweise. Das Wissen, was ist das eigentlich? Es ist nichts. Warum? Jeder weiß alles und doch weiß es niemand. Man hat keine eigenen Gedanken, darf und kann nur das denken, was einem in den Kopf gepflanzt wurde. Jeder kann alles. Es gibt keine eigenen Talente oder Begabungen mehr. Ich kann jede Sprache sprechen, kann jede Aufgabe in der Mathematik berechnen und ich kann jede Art von Sport ausüben. Ohne Frage, das ist erstaunlich, aber irgendwie auch angsteinflößend, oder nicht? Doch was die Erfinder nicht wissen: Die Robotermenschen entwickeln mit der Zeit ein eigenes Unbewusstes, denn niemand kann einen Menschen komplett verändern. Nicht mal die Technik.

Das ist bei mir passiert. Ich bin seit 125 Jahren ein Roboter. Der am längsten überlebende Roboter ist 250 Jahre alt geworden. Ich bin in Menschenjahren jetzt so ungefähr 50 Jahre alt. Das heißt, ich bin sogar noch ziemlich jung. Das Problem ist, dass ich nirgendwo etwas über das eigene Bewusstsein der Roboter finden kann. Ich kann auch niemand anderen so einfach fragen, denn jedes Gespräch wird aufgezeichnet. Von wem? Tja, also ich denke, dass das die Erfinder sind, aber ich weiß es auch nicht. Aber ich wollte es herausfinden!

Mit meinem unermesslichen Wissen fand ich schon kurze Zeit später etwas heraus: Es soll anscheinend noch Menschen hier geben, die keine Roboter sind und die Macht über die Welt haben. Das alles habe ich über ein Buch herausgefunden, welches ich in einer alten, heruntergekommenen Bibliothek fand, als ich gerade ein bisschen spazieren war. Außerdem taufte ich mich selber auf den Namen Luisa, weil ich immer nur eine Zahl war. Nummer 789000. So wurde ich genannt. Aber jetzt bin ich einzigartig, ich habe einen Charakter und einen Namen.

Der nächsten Tag hätte mein letzter sein sollen, denn als ich wieder zur Bibliothek ging, um zu lesen, liefen auf einmal von allen Seiten Roboter auf mich zu und hielten mich fest. Und dann wurde ich abgeschaltet, da ich so, wie ich bin, illegal war und nicht in diese Welt passte. Für immer.

Allerdings wurde nur der Roboter im Menschen ausgeschaltet, die Seele aber lebt weiter. Das bedeutet, ich habe mein Ziel erreicht. Denn ich bin nun individuell, besonders und nur noch ein Menschenmädchen.