Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2023

Mia Stix

Science Fiction Kurzgeschichte

22.02.1993 Heute ist mein Geburtstag. Mein 18 Geburtstag. Ich kann den Geruch von Pfannkuchen schon aus der Küche riechen. Wie jedes Jahr. Ich schaue auf meinen Wecker und es ist genau 11:34. Also ungefähr halb 12. Wenn ich jetzt nicht aufstehe und frühstücke, bevor die Gäste kommen, dann kann ich später den besonderen Blick meiner Mutter erwarten. Dieser Blick hat etwas an sich, was mich tierisch nervt, er ist so vorwurfsvoll, und am meisten stört es mich, wenn sie dann noch ihre Stirn runzelt und diese kleinen Falten entstehen. Ich schleppe meinen schweren und noch müden Körper in die Küche, wo mich alle anstarren und direkt auf mich zukommen, um mir zu gratulieren. Meine Mutter kommt als erstes auf mich zu und drückt mich ganz fest, ich bekomme kaum noch Luft. Jetzt kommt mein Vater, um mir zu gratulieren, und danach meine zwei kleinen Brüder, wie jedes Jahr. Endlich kann ich meine Pfannkuchen essen. Doch da klingelt es an der Tür. Es ist mein Opa. Ich springe auf, um ihn zu umarmen. Er gratuliert mir und gibt mir eine Box. Ich hoffe, es ist das Pandora-Armband, welches ich mir wünsche. Ich öffne die Box und sehe eine Uhr. Sie hat etwas Besonderes an sich und war bestimmt extrem teuer, so wie sie aussieht. Ich lege sie sofort an, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, und darüber freut sich mein Opa, denn er weiß jetzt, dass er das richtige Geschenk ausgesucht hat. Der Tag läuft wie jedes Jahr ab, der Rest der Familie kommt, wir essen Kuchen und trinken Kaffee und lassen den Abend ausklingen. Am Abend, als alle Gäste gegangen sind, schleppe ich meinen müden Körper zurück in mein Zimmer und lasse mich in mein Bett fallen. Am nächsten Morgen wache ich wieder auf und schaue auf den Wecker. Was für ein Zufall, es ist genau 11:34, genau um die gleiche Uhrzeit bin ich gestern aufgewacht. Ich stehe auf, um in die Küche zu gehen, und habe wieder den Geruch von Pfannkuchen in der Nase. Meine Mutter muss wohl gestern zuviel Teig gemacht haben. Aber das stört mich nicht, denn ich liebe die Pfannkuchen meiner Mutter. Als ich in die Küche komme, fängt meine Familie an, mir zum Geburtstag zu gratulieren. Ich schaue sie lachend an und sage: „Wenn ihr mir einen Streich spielen wollt, dann müsst ihr euch etwas Besseres einfallen lassen.“ Sie starren mich mit großen Augen an, sie meinen das also ernst. Ich nehme sofort mein Handy in die Hand und schaue auf das Datum. Es ist der 22.02.1993. Aber das kann nicht sein. Ich setze mich hin, esse mein Frühstück und denke nach. Es klingelt wieder an der Tür, ich renne hin, um sie zu öffnen. Es ist mein Opa. Er schaut mich lächelnd an und gratuliert mir. Heute hat er kein Geschenk für mich. Kurz danach kommen auch schon die nächsten Gäste. Das Haus wird voll, und ich versuche, eine Sekunde lang in Ruhe mit meinem Opa zu reden. Als ich endlich mit ihm unter vier Augen in der Küche reden kann, frage ich ihn: „Opa, was ist los mit dieser Uhr? Bitte sag mir, dass du es weißt.“ Er lächelt mich an und sagt: „Ach, Liebling, diese Uhr gehörte deiner Oma, sie hatte an einer neuen Erfindung gearbeitet, und bevor sie starb, sagte sie mir, ich solle sie dir geben, sobald du 18 wirst, du würdest schon herausfinden, was du tun musst, ich weiß, dass du es schaffen wirst, aber jetzt muss ich wieder zu den anderen.“ Ich schaue ihm noch hinterher, wie er zurück ins Wohnzimmer geht. Ich bin verwirrt und verstehe nicht, warum meine Oma wollte, dass ich die Uhr bekomme. Am Abend, als alle Gäste weg sind, gehe ich hoch in mein Zimmer und denke nach, und plötzlich kommt mir ein Gedanke. Was ist, wenn die Uhr die Zeit kontrollieren kann? Kann ich dann auch mit ihr in die Zukunft oder in die Vergangenheit reisen? Ich stehe sofort wieder auf und setze mich an meinen Schreibtisch. Ich schreibe alle meine Ideen und Entdeckungen über die Uhr auf. Und das für eine lange Zeit. Ich arbeite an meinen Forschungen 1097 Tage. 1097 Tage erlebe ich jeden Tag den gleichen Tag. Bis ich eines Tages durchdrehe. Ich gehe morgens in die Küche mit dicken Tränensäcken unter den Augen. Ich habe die ganze Nacht geweint. Und an diesem Morgen möchte ich meine Eltern um Hilfe bitten. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich will ihnen alles über die Uhr beichten. Und als ich ihnen gerade alles beichten will, sagen sie mir, dass mein Opa verstorben sei und sie gerade den Anruf erhaten hätten. Ich drehe komplett durch und weine. Ich liege heulend auf dem Küchenboden und zittere. Es wird mir alles zuviel. Ich schließe meine Augen und weine weiter.

Und plötzlich wache ich auf, schweißgebadet. Ich öffne meine Augen, sehe mich um und erkenne, dass alles ein Albtraum war. Ich renne sofort in die Küche, wo meine Eltern und meine Brüder frühstücken. Ich frage sie, welchen Tag wir heute haben. Meine Mutter starrt mich fragend an und sagt: „Liebling, heute ist der 23.02.1993, das musst du doch wissen, schließlich hattest du gestern Geburtstag.“ Ich freue mich und springe in die Luft vor Freude, meine Eltern müssen denken, ich sei verrückt geworden. Endlich ist der Albtraum vorbei. Ich schaue jedoch auf mein Handgelenk und sehe die Uhr. Aber wie kann das sein? Denn in Wirklichkeit sind meine Oma und mein Opa vor meiner Geburt bei einem Autounfall gestorben.