Arno Reinfrank

Arno-Reinfrank-Jugendpreis 2011

Johanna Schaffner - Erster Preis Kategorie Kurzgeschichte

Schreibmaschineninspiration
 
Wir. Heute. Okay. Darüber wird man was schreiben können.
Über Technik kann man auch gut schreiben, fällt mir dabei ein. Besser noch: über den Einfluss und die Auswirkung von Technik auf unsere Gesellschaft. Ich zum Beispiel schreibe gerade auf einer Schreibmaschine. Das macht sonst keiner mehr so. Heutzutage. Ich normal auch nicht. Ich habe das Teil halt im Keller gefunden und fand es schade, es einfach dort unten rum stehen zu lassen. Zumal es ja sogar noch funktioniert. Normal schreibe ich so Sachen mit dem Computer. Logisch. Macht doch jeder so. Wieso sollte ich eine Ausnahme sein.
Okay. Wir sind also beim Computer. Man kann ziemlich viel mit dem Teil machen. Das Internet ist ja auch so `ne praktische Sache. Damit findet man zum Beispiel heraus, wann seine Lieblingsband ein neues Album raus bringt. Man weiß das dann sogar oft noch bevor die Musiker selbst es wissen. Ist halt so `ne Sache mit dem Internet. Man weiß nie, ob das jetzt wirklich der gesagt hat, der es angeblich gesagt hat. Kann ja jeder behaupten, er sei Michael Jackson und soeben wieder auferstanden. Oder gar nie tot gewesen.
Im Zweifelsfall glauben das einem dann sogar noch welche.
Das Internet ist auch wichtig für die Kommunikation.
Dafür gäbe es zwar auch Telefone, aber die sind dann möglicherweise gerade besetzt. Und außerdem kann man mit ihnen keine neuen Freunde finden. Das geht in Chatrooms halt viel besser. Jedenfalls denken das wohl die Meisten.
Dank der technischen Weiterentwicklung kann man glücklicherweise sogar mit dem Handy ins Internet und sich somit theoretisch von jedem beliebigen Ort aus mit seinen Freunden unterhalten, auch dann, wenn man gerade zufällig vor ihrer Haustür auf den Bus wartet, oder vielleicht sogar gerade neben dem "Freund" steht, man ihn nur nicht erkennt, weil man leider nicht weiß, wie er wirklich aussieht.
Spätestens dann sollte man sich fragen, ob seine Freunde wirklich Freunde sind oder nicht doch völlig Fremde.
Noch ein unentbehrliches Gerät: Der Fernseher. Dank ihm kann man sich den lieben langen Tag über mehr oder weniger unnötige Fernsehsendungen anschauen oder sich von der Werbung eines bestimmten neuen Autos, das sicherlich mindestens dreimal so gut ist, wie das eigene, beeindrucken lassen und logischerweise sofort zum nächsten Autohaus rennen *pardon* fahren, kein normaler Mensch läuft zu einem Autohaus, und sich besagtes Auto auch sofort kaufen.
Wenn man sich also mal die ganzen Erfindungen anschaut, muss man sich fragen, ob den Menschen früher nicht ganz schön viel gefehlt hat. Und wenn man sich dann mal überlegt, dass es bei all diesen tollen Möglichkeiten Leute gibt, die immer noch !freiwillig! auf einer Schreibmaschine tippen, obwohl sie einen funktionierenden Computer im Zimmer stehen haben, mit dem das Schreiben wesentlich komfortabler wäre, muss man wohl denken, diese Leute (sprich: Ich) haben irgendwie `nen Knacks in der Birne. Aber manchmal ist es eben auch ganz schön inspirierend, einfach mal auf die neuste Technik zu pfeifen und stattdessen das nicht direkt leise Klappern der Schreibmaschine in Kauf zu nehmen.
Warum ich das jetzt per E-Mail geschickt habe und nicht im Schreibmaschinen- Original per Post?
Im Original waren total viele Tippfehler. Und ich habe drei Anläufe genommen, das Ganze noch mal ordentlich auf der Schreibmaschine zu schreiben. Jedes Mal habe ich nach spätestens einer viertel Seite irgendeinen Fehler gemacht und musste von vorne anfangen. In Anbetracht der Papierverschwendung, die dadurch ausgelöst wurde, habe ich beschlossen, das Ganze am Computer zu schreiben.
Tja, ich bin halt auch nicht anders als andere Leute